Lebensweisheiten in Kurzform


  • Jesus steht auf vom Tod. Die Fesseln des Todes können ihn nicht mehr festhalten. Er steht auf in das neue Leben Gottes. Der Auferstandene hat teil an der unendlichen Freiheit des göttlichen Lebens. Jetzt hat niemand mehr Macht über ihn, keiner kann ihn mehr verletzen, keiner mehr hinausdrängen aus der Gemeinschaft der Menschen. Der Stein, den die Wächter auf sein Grab gesetzt haben, ist weggewälzt. Er kann ihn nicht mehr abhalten, aufzustehen und den Jüngern zu begegnen. Jesus steht aus dem Grabe auf, damit wir den Mut finden, aufzustehen aus unseren Gräbern, aus unserer Angst und Traurigkeit, unserer Resignation und unseres Selbstmitleids. Auferstehung heisst, aufstehen und das Leben wagen, Aufstehen mitten aus der eigenen Schwäche. Aufstehen aus dem Tod, aus der Erstarrung, aus der Kälte, aus der Verwesung. Oft genug liegt ein Stein auf uns, der uns vom Leben abhält. Dort, wo wir leben möchten, sind wir blockiert, da können wir nicht aus uns heraus, da sind wir zu, abgeschnitten von den anderen, abgeschnitten vom Leben. An die Auferstehung glauben heisst, darauf vertrauen, dass es keine Stein mehr gibt, der uns blockieren kann, dass jeder Stein, der uns am Leben hindert, weg gewälzt werden kann. Gott selbst weckt auf. Er sendet seinen Engel, den Stein weg zu wälzen, das Grab zu öffnen. "Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung", so sagt ein modernes Lied. Auferstehung will hier und jetzt geschehen, mitten im Tag, mitten im Streit, mitten im Gespräch, mitten in der Begegnung, mitten in meiner Schwäche, in meiner Enttäuschung, in meiner Angst. Auferstehung heisst, dem Leben trauen, aufzustehen trotz aller Angst, aufzustehen in der Hoffnung, dass der Auferstandene mich an der Hand nimmt und mich ins Leben begleitet. Auferstehung heisst aber auch, aufzusehen gegen alles, was um mich herum Leben behindert, einen Aufstand wagen gegen den Tod, den die Menschen um mich herum verbreiten, aufstehen in das Leben, aufstehen, in das Leben in Gott hinein, in den Gott des Lebens. Anselm Grün